Glücklich. Oder?

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Da scharrt es, das Huhn. Grete heißt es, braun ist es, scharren tut es. Gern. Jeden Tag. Und auch heute scharrt es. Grete gräbt ihre Zehen in den Sand und zieht dann ihre Kralle nach hinten. Für kurze Zeit bleiben drei Striche im Sand, die sie aber beim Nachvorneziehen des Fußes wieder verschüttet. Und so beginnt das Scharren jedesmal wieder von vorn. Mal mit dem linken Bein, mal mit dem rechten. Dabei sucht sie gar nicht nach Käfern oder Würmern, sie scharrt einfach nur so.

Plötzlich spürt sie etwas knapp unterhalb ihrer Hühnerhaut, es wandert vom Schenkel aus nach oben und wickelt sich schließlich um ihre Hühnerbrust. Es kribbelt. Angenehm. Und dazu gesellt sich eine wohlige Wärme von innen heraus, direkt aus der Herzgegend. Es ist echt da, das Glücksgefühl! Grete hat es ertappt! Ja, es stimmt, sie ist gerade wirklich glücklich. Gerade in diesem Augenblick ist sie glücklich. Wann ist man das schon? Doch jetzt bloß nicht beachten! Sobald man das Glück bewusst wahrnimmt, verschwindet es sofort wieder. Sofort! Also einfach ignorieren. Einfach weiterscharren. Schnell. So als ob gar nichts wäre. Doch so ein bisschen hinspüren sollte Grete vielleicht schon. Wenn man das Glücksgefühl gar nicht beachtet, hat man schließlich auch nichts davon. Woher soll man dann wissen, dass man glücklich ist?

Und wenn man es doch beachtet, fühlt es sich ertappt und verschwindet. Wie das Christkind. Oder der Pumuckl. Also was nun! Was soll’s? Grete setzt sich hin, drückt ihr Untergefieder in den Sand und ist bereit, zu genießen. Jetzt. Doch da ist nichts. Kein Kribbeln. Kein warmes Brodeln. Nicht unter der Haut, nicht in der Herzgegend, nirgendwo.

„Na toll!“ Grete steht auf und kickt mit ihrer Kralle in den Sand, dass es nur so staubt. Und nochmal mit dem gleichen Fuß und dann mit dem anderen. Der Zorn steigt in ihr auf. Hätte sie das Glücksgefühl gleich genossen, dann hätte sie wenigstens ein paar Sekunden was davon gehabt! Sie ist sauer. Auf sich und auf ihre Herumeierei. Wenigstens bleibt ihr diese beim Thema Zorn erspart. Da muss man nicht erst hinspüren, der ist präsent. Komplett egal, ob man ihn ignoriert oder nicht. In Grete tobt es immer noch. Sie schlägt ihre Krallen und ihre Flügel in den Sand, der in alle Richtungen aufwirbelt. Ihr grummeliges Gackern, das zu einem lauten Wutschrei ausartet, kann man schon von Weitem hören.

Geht es denn nicht umgekehrt?

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